Praktisches Helferlein, vielseitig und immer wieder Neues damit zu entdecken

anac-buch Verlag 2021
Simone Ochsenkühn
88 Seiten
6,50 €
ISBN 978-3954310906

Die kleine macOS Monterey Tastenkürzel-Fibel ist klein, praktisch und hat immer wieder Dinge, die ich auch nach Jahren der Nutzung des Mac nicht immer weiß.

Praktisches Beispiel: Es kommt vor, dass ich die Ellipse (die drei Punkte als ein Zeichen) oder den schwarzen Kreis benötige. Klar, ich kann mit gedrückter Option-Taste jede Taste auf der Tastatur anklicken, um das gesuchte Zeichen zu finden. Nicht gut. Besser ich packe mir über Systemeinstellungen -> Tastatur -> Eingabequellen die Tastatur oben ins Menü (die netten Menulets). Dann sehe ich sofort, wenn ich Options drücke, dass meine Tasten die Punkt- und “ü”-Taste sind.

Mitunter sind es auch nicht die voluminösen Dinge, wie etwa die die vielen Arten einen Screenshot zu erzeugen. Dass ich im Kalender mit CMD + T auf den heutigen Tag springe, ist so ein Aha-Erlebnis. Kannte ich nicht, ist aber sehr gut zu gebrauchen. Aus diesem Grund liegt die kleine Fibel von Simone Ochenskühn immer griffbereit neben dem Mac. Eines ist sicher, es gibt an sehr vielen Stellen Abläufe, die sich mit Tastenkürzel geschickt verschlanken lassen, als mit Mausakrobatik dasselbe zu machen.

Die Möglichkeit, eigene Tastenkürzel zu erstellen, ist schön. Selber habe ich sie noch nie genutzt, aber wenn ich es möchte, finde ich im Kapitel “Eigene Tastenkürzel definieren” einen guten Ratgeber dazu.

Wer einen neuen Mac mit M1-Prozessor (oder neuer hat) wird natürlich auch explizit für diese Maschinen mit Tastenkürzeln bedient.

Wie bereits gesagt, die Tastenkürzel-Fibel liegt immer in Griffweite des Macs, denn es ist ja so. Durchlesen, stöbern, staunen – alles prima. Allerdings prägen sich die Kürzel erst beim echten Machen ein. Wenn es dann zu einem Aha-Erlebnis kommt, bleiben sie um so schneller präsent und werden genutzt.

Komplett Gänsehaut

Cover Komplett Gänsehaut

2021 Kiepenheuer&Witsch
Sophie Passmann
172 Seiten
ISBN 978-3462053616
19,00 €

Wer liest schon lange Bücher (die IT-Urgesteine Kernighan und Ritchie haben es bei ihrer C-Bibel in den 70igern schon so angemerkt)? Bei „Komplett Gänsehaut“ hört die Seitennummerierung bei Seite 172 auf. Dafür, und das fällt sofort zu Beginn auf, sitzen die Sätze. Sie peitschen stakattohaft Bilder und Assoziationen ins Gedächtnis. Hinzu kommt ein mitunter unverhohlener Zynismus, was aber sehr erfrischend und authentisch wirkt.

Der Klappentext (aus 1. Kapitel Seite 12) aggregiert „Komplett Gänsehaut“ sehr gut:

„Wäre das hier eine gute Geschichte, würde all dieser Kram passieren, der im echten Leben immer höchstens fast passiert. Ich würde immer mal wieder rauchend an Bars stehen, dabei sehr jung aussehen, bestimmt würde ich auch an Seen gestanden und auf Bürgersteigen gesessen, an irgendeinem Punkt würde ich mit einer halben Flasche Grauburgunder durch meinen komplett bescheuerten Stadtteil laufen, die Herleitung dieser, naja, sagen wir mal Anekdote wäre natürlich frech und ein wenig absurd, so wie das Leben mit siebenundzwanzig eben frech und absurd zu sein hat, was für eine Scheiße.“

Sophie Paßmann ist für die gute alte Tante SPD eine fulminante Kanzlerkandidatin. Irgendwann, in der Zukunft vielleicht. Es mag sein, dass Sophie bei dem Gedanken noch komplette Gänsehaut bekommt. Immerhin ist sie erst 27 Jahre jung (welch Zufall bei ihrem Buch). Die Baerbock ist schließlich 40 Jahre alt und man sagt, dass sie sehr jung als Kanzlerkandidatin ist. Immerhin hat sie Eskapaden des Establishment schnell verstanden, gelebte Dirty Pattern sich zu eigen zu machen (die sehr viel zu spät deklarierten Einkünfte etwa). Doch zurück zu Sophie. Ob sie mit all den alten weißen Männern (ja, auch hier kennt sie sich aus) im Parlament, im Kabinett sitzen möchte, weiß ich nicht. Sie hat auf jeden Fall den Schneid und wird es gut meistern, so es so kommen wird.

Bis Sophie in die hohe Politik geht, möchte ich, dass sie noch einige Bücher schreibt, die ebenso einen besonderen Eindruck bei mir hinterlassen, wie die bisherigen. Das kann sie nämlich!

Auf jeden Fall schreibt Sophie auffallend erfrischend. Den Grauburgunder mit reingedrücktem Korken möge sie gegen den nagelschonenden Dornfelder mit Schraubverschluss tauschen. Ansonsten paßt es.

Das Klassikerhandbuch zum iPhone

iPhone-Buchcover

Das iPhone Handbuch zu Version iOS 14 ist mittlerweile ein Klassiker.

Ich fange mal ganz vorne und ganz hinten an: Klappentexte für die Gestensteuerung von Home-Button-Geräten (ja, werden auch noch gebaut und verkauft) ganz hinten im Buch und vorne im Buch jene Gestensteuerungen für die Face-ID-Geräte, denn beide Geräteklassen unterscheiden sich etwas in der Gestenbedienung. Und als Anwender habe ich nicht unbedingt alles immer “auf Tasche”.

Zum Formfaktor “Premium Videobuch” ist sicher auch schon einiges gesagt worden. Für mich ganz klar: Ich habe eine Handbuch und zusätzliche (ohne Aufpreis) bekomme ich ein Videotutorial gratis dazu. Einfach an den Stellen im Buch den QR-Code mit dem iPhone scannen und auf der Website das entsprechende Video schauen.

So ein iPhone ist ja immer ganz praktisch und ich persönlich habe wenig Probleme damit. Wenn aber, dann ist das 12. Kapitel “Energie und Probleme” überaus hilfreich. Klar, es gibt das Internet mit der nahezu unbegrenzten Vielzahl an Infos, aber genau hier liegt das Problem. Wenn ich ein entsprechendes Problem mit dem iPhone habe, kann ich am Anfang vielleicht gar nicht genau benennen, was das Problem aus macht, so dass eine Suchanfrage durch zigfachen Ballast überflutet wird.

Der Klassiker ist hier das Erzwingen eines Neustarts des iPhones, wenn es auf keine Eingaben mehr reagiert (S. 244 des besagten Kapitels). Dort werden auch wissenswerte Dinge zum Wiederherstellungsmodus genannt.

Das iPhone 12 Pro hat ein wirklich ausgezeichnetes Kameramodul für ein Smartphone. Es fällt mir immer auf, wie viel Licht das Modul einfängt, wenn ich selber die Umgebung im Schummerlicht deutlich dunkler wahrnehme. Das Kapitel “Kamera und Fotos” hatte dann auch für mich noch etwas Neues parat. Ich wußte nicht, dass sich die Kamera an drei Stellen aufrufen läßt. Die Stelle im Kontrollzentrum war mir immer verborgen geblieben. Ob ich sie jemals nutzen werde, sei dahingestellt. Das Beispiel zeigt aber, dass auch der langjährige iPhone-Nutzer, der sich selber gerne als versierten Nutzer sieht, noch viel aus dem Buch von Anton Ochenskühn ziehen kann.

Die vielen Beispiele, sehr ausführlich bebildert, wo nötig mit roten Zahlpunkten versehen, wo dann im Fließtext die Aktionen genannt sind. Darüber hinaus noch an vielen Stellen die Videotutorials, so dass eigentlich keine Frage mehr offen bleiben sollte. Wer mehr aus seinem iPhone holen möchte, der kann mit diesem Klassikerhandbuch zum iPhone viel lernen – der Lesespaß ist auch garantiert, denn Anton Ochsenkühn schreibt kurzweilig, kommt auf den Punkt und der Leser spürt etwas von der Begeisterung des Autors.

Spitzentitel zum aktuellen iPadOS

iPad-Buchcover

iPad sind und waren der Renner. Vielleicht hat es nicht jeder mehr so präsent, dass das iPad (2010) die Antwort von Apple auf die sogenannten Netbooks war. Von einigen liebevoll auch als “KannNix” tituliert. Apple hatte sich Zeit gelassen, denn die Netbooks gab es seit 2007. Kleine Nebenanekdote: Steve Jobs entschied damals, das Telefon vor den Tablet-PCs herauszubringen. Doch zurück zu den Netbooks. Diese sind seit 9 bis 10 Jahren Geschichte. Das iPad gibt es weiterhin und es ist erfolgreich.

Wir haben seit kurzem das neue iPad Air. Man ist das ein Bolide. Die Vergleiche von Apple, dass ein iPad es mit eine ausgewachsenen Notebook aufnehmen könne, hielt ich immer für übertrieben, denn unser in die Jahre gekommen iPad 3 ist schon recht betagt und altersschwach, nun muss ich sehen, dass das mitnichten eine Marketingaussage ist.

Auf dem iPad Air mehrer PDFs mit dem Apple Pencil unterschreiben, diese zu einem Dokument zusammenfügen und absenden, ist wirklich kinderleicht (GoodNotes App).

Für alle die Themen rund um das iPad ist Anton Ochsenkühn die richtige Anlaufstelle. Auch Dinge wie Splitt View (wie mach ich das noch mal, wenn ich das noch nie machte) oder die neuen Widgets. Die Ansicht rechts heißt übrigens Heute-Ansicht. Das über 6 Minuten lange Video (Premium Video Buch) zeigt hier alles Wesentliche.

Alle relevanten Einstellungen, alles rund um die Kommunikation (Mail, Nachrichten, FaceTime), surfen mit Safari, die verschieden Stores von Apple und noch viel mehr. Auf 214 Seiten zeigt Anton Ochenskühn in 11 Kapiteln die Dinge, die iPadOS ausmachen und den einen oder andern guten Trick.

Ich hatte einmal im Büro folgenden Umstand, ich wollte etwas präsentieren. Für das iPad mini wollte die “Orientierungssperre” setzen – also, dass beim Drehen von Hochkant zu Querformat sich nicht die der Bildschirm dreht. Ich kannte leider die Gestensteuerung des iPad nicht sonderlich gut. So z.B. auch nicht, dass bei der Fünffigergeste es zwei Stufen gibt mit dem Ergebnis Home-Screen bzw. App-Switcher. Bei mir gab es immer nur Home-Screen. Hätte ich einen Blick auf die Gestensterungsseite (ganz vorne im Buch bzw. ganz hinten) geworfen, hätte ich das sicherlich recht leicht gewußt bzw. hinbekommen.

Wichtig für mich ist auch das Kapitel “Energie und Troubleshooting” – immerhin 12 Seiten oder knapp 6% des Buches widmen sich diesem Thema. Etwa bei dem Punkt “Update über einen Computer” erwähnt Anton Ochsenkühn, dass das über iTunes erfolgt. Wer aber macOS Catalina oder macOS Big Sur hat, findet den Bereich zum iPhone in der Finder-Seitenleiste.

Das iPad Handbuch ist ein gelungen Werk zur Nutzung von iPadOS mit dem iPad. Die eingestreuten Videotutorials werten das ganze nochmals auf.

Wissenswertes über iCloud & Apple ID

Buchcover iCloud

Irgendwie hörte ich ihn reden, von weiter weg, recht leise. Er war klein, auch seine Hautfarbe sah mir irgendwie ungewohnt, ja vielleicht auch ungesund aus. “Es ist ein Energiefeld, das von allem Lebendigen erzeugt wird. Es umgibt uns und durchdringt uns. Es hält die Galaxie zusammen.” Schlagartig war ich hellwach. Star Wars – a new hope. Da drehte noch die LD im Player und ich war eingeschlafen. Die anderen waren auch längst weg. Chipstüten samt etwas Inhalt, Nachos und Bierpullen auf dem Boden. Mal gut, dass ich noch das ganze Wochende Zeit zum Bereinigen habe.

Dabei hatte es heute Nachmittag nach Feierabend ganz harmlos angefangen. Hatte in Anton Ochsenkühns neuen Werk zu iCloud & Apple ID gelesen. Ist wie immer gut geschrieben und mit den zahlreichen und behilflichen Screenshots ausgestattet. Als ich im Kapitel zu Apple One dann las, dass man sich seinen iCloud-Speicher verdoppeln kann (und es auch keinen Unterschied macht, ob nun iCloud Pass Speicher oder über One – iCloud ist iCloud), habe ich zugeschlagen. 400 GB (2*200 GB) wird erst einmal eine Weile reichen. Die 2 TB sind mir da einfach zu viel und normalerweise kommt ja nach 200 GB nix mehr dazwischen.

Ich war dann so begeister, dass die alten Japan LDs von Star Wars aufgelegt wurden. Doch wieder zurück zum iCloud & Apple ID Bändiger. Es versteht sich von selbst, dass all die Dinge des täglichen Gebrauchs zur iCloud und Apple ID erwähnt werden. Spannend finde ich immer Themen, die über den Tellerrand gehen. Etwa der Vergleich von iTunes Match und Apple Music. Ersterer kann nämlich deutlich punkten, wenn das Abo gekündigt wird. Die Titel bleiben in der iCloud erhalten. Beim Ende eines Apple Music Abos ist dagegen alles weg.

Für alle, die einfach mehr aus ihren Apple UNIX-Systemen (iOS, iPadOS, macOS) holen wollen, eine sehr empfehlenswerte Lektüre. Aber auch jenseits des dunklen Schleiers können PC-Nutzer wissenswertes erfahen. Habe neulich an einem PC ein Pages-Dokument weiterbearbeitet (iCloud.com), da kein Mac verfügbar war. Schnell den Dienst von Apple angesurft und mit Apple ID angemeldet. Die Welten wachsen mehr zusammen, als mancher aus jahrzentelangen Grabenkämpfen mürbe gewordener wahr haben möchte.

Hochkarätiges Werk zu macOS Big Sur, das den Titel Standardwerk zu Recht trägt

Coverbild macOS Big Sur

Das Standardwerk zu Apples PC UNIX ist wahrlich raumfüllend. Vorab der kurze AB-Check der beiden Bücher zu macOS Catalina und macOS Big Sur:

macOS Catalina
1,5 kg
576 Seiten
13 Kapitel, Anhang und Index

macOS Big Sur
1,4 kg
550 Seiten
13 Kapitel, Anhang und Index

Die augenfällige Straffung des des neuen Werkes tut diesem gut. Auch wenn die 100 g weniger an Gewicht sicher nicht so ausschlaggebend sind, so empfinde ich das Werk als wirklich gut und es “fehlen” mir auch keine Seiten. Einen nich ganz unerheblichen Einfluß darauf haben die entsprechenden Videos (wie sagt es sich so schön: Ein Bild ersetzt 1000 Wort und wenn dann das Bild durch ein Video substituiert wird, werden knackige Sachverhalte auf einmal ganz einfach und bedürfen nicht der seitenweise Erörterung.).

Ich nutze Big Sur in der VM (Parallels 14, macOS Big Sur mit 8 GB RAM und witziger Weise 8 RAM-Bänken und nur 1 ist mit 8 GB gefüllt – so eine exotische und asymetrische Belegung habe ich im echten Leben noch nie gesehen) bereits eine ganze Weile privat und auch beruflich. Klar, anfangs war ich – aufgeschreckt durch den entsprechenden Heise-Artikel und Dauerhören der Vergleiche der Systemtöne – dem neuen System gegenüber mit deutliche Vorbehalten versehen. Aber je länger ich Big Sur nutze, desto mehr ist die positive Gewöhnung daran da. So plakative Dinge wie die mehr abgerundeten Fenster und Menüecken waren mir erst fremd, doch jetzt frage ich mich, warum das nicht immer so war. Aber Halt: macOS Classic kannte das ja bereits (die guten alten System 7 Zeiten).

Wie immer möchte ich auf Themengebiete aufmerksam machen, die das Standardwerk zu macOS wirklich erst zum Standardwerk machen. Wenn der Mac läuft, ist es prima. Man braucht dann quasi kaum bis keine Hilfestellungen. Wenn aber mal ein Problem da ist, dann ist das Kapitel Troubleshooting mit 19 Seiten sehr, sehr hilfreich. Dass man dort sieht, wie die meist im Verborgenen weilende Kernel Panic aussieht (wenn sie auftritt, dann bootet der Rechner nach sehr kurzer Zeit wieder, so dass sie gerne mal übersehen wird), ist recht hilfreich auch Themen zu UNIX Wartungsskripten und dem Terminal (die UNIX Shell, denn macOS ist ein echtes UNIX nach Berkeley Bauart (BSD) – nebenbei: macOS ist das erfolgreichste BSD UNIX und generell erfolgreichste UNIX auf dem PC, denn Linux ist kein UNIX.). Ganz profane Hilfen finden sich hier, wenn etwa ein Programm nicht mehr reagiert. Abhilfe kann gezieltes Löschen oder Verschieben von Dateien in dem Library-Ordner bringen.

Egal, ob man als Mac-Novize (meist angefixt durch ein iPhone) gerade erst beginnt, in der Mac-Welt Fuß zu fassen (Nebensatz: Es gibt 8 verschieden Arten, einen Screenshot über die systemweiten Shortcuts zu erstellen. Ich gebe zu, dass ich nicht alle immer parat habe.). Gerade wenn man von einem PC auf einen Mac umzieht, ist das Kapitel Migrationsassistent im Anhang gut. Auch wer vom Mac kommt, wird hier entsprechend bedient (Time Machine, alten Mac übertragen). Auch der eindringliche Hinweis, zwingend ein Backup zu machen, wenn man von einem älteren System mit HFS+ kommt, da ja nur noch – seit Catalina – AFPS (das neue Filesystem) gültig ist. Der Hinweis ist auch wirklich erst zu nehmen, denn einen Wechsel des Dateisystems bei der Migration ist kein Pappenstiel und Time Machine macht es dem Anwender sehr, sehr einfach, ein Backup zu erzeugen. Hier gibt es einfach keine Ausrede mehr. Es ist dann schlicht Dummheit!

Es sind manchmal die kleinen Dinge, die es wert sind, betrachtet zu werden. Im Kapitel zum Internet gibt es auch den Bereich zur Sicherheit im Internet. Hier wird innerhalb der Systemeinstellungen/Sicherheit die in macOS eingebaute Firewall vorgestellt und erläutert. Hier geht Ochsenkühn fein granular darauf ein, dass Apps ausgewählt werden können, die etwa aus dem Internet nicht erreicht werden sollen. Ich selber nutze für Nach-Hause-telefonierende Apps und seit einiger Zeit auch mit Firewall Little Snitch. Ein prima Programm, das mich nun deutlich länger als eine Dekade begleitet und ausgesprochen gut ist.

Für den Mac-begeisterten Neuling, so er nicht umbedingt aus der iPhone/iPad-Ecke kommt, sind Dinge wie Quick Look, Air Drop, Air Print, Hand Over, Mission Control oder Split View mit unter nicht wirklich bekannt. Exemplarisch das Video zu Splitt View. Dieses läßt für die Handhabung dieses Features keine Wünsche mehr übrig.

Wer mehr aus seinem Mac mit macOS Big Sur holen will und sich dann auch gut versorgt wissen möchte, sollte es einmal nicht so rund laufen. Ja, auch das kann am Mac passieren. Wer sich aber jemals durch Keys unter H_CURRENT_USER (oder anderen Abzweigungen in der Registry) “gewühlt” hat, der wird die Fehlerbehandlung am Mac als durchaus angenehmer empfinden. Das Buch alleine ist schon spitze, die Videobeigaben des Videobuches machen es im Vergleich mit anderen Werken konkurrenzlos. Hier hat Anton Ochsenkühn erstklassige Arbeit geleistet.

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit

Buch Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit
2021 Droemer Verlag
Mai Thi Nguyen-Kim
368 Seiten
ISBN 978-3-426-27822-2
20,00 €

Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit

Wahr, falsch, plausibel?
Die größten Streitfragen wissenschaftlich geprüft

Ein Wissenschaftsbuch, das mit 9 Kapiteln streitbare Themen beleuchtet von Mai Thi Nguyen-Kim.

Doch wer ist die Autorin?
Mai Thi war während ihres Studiums Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Weniger als 0,5 % aller deutschen Studenten werden von der Studienstiftung gefördert. Sie ist Wissenschaftsjournalistin für verschiedene Formate des ZDF. Sie startete mit YouTube-Kanälen zu Wissenschaftsthemen. maiLab als aktuelles Format hat ein Millionenpublikum (mehr als 1 Millionen Abonnenten im September 2020). Mai Thi hat u.a. 2020 das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland bekommen.

Mai Thi nimmt den Leser mit. Das wird nicht allein durch die Du-Form erreicht, sondern durch die sehr erfrischende Schreibweise. Die zahlreichen Infoboxen lassen die wissenschaftlichen Inhalte und Fachbegriffe leichter verstehen und verdauen (etwa die 4 Phasen der wissenschaftlichen Studien (ohne Prästudien), Korrelationen, Genom, Belastungen bei Tierversuchen). Dass Mai Thi hier ein wissenschaftliches Sachbuch geschrieben hat, kann man fast vergessen, da ihre Sprache hier sehr stark bewirkt, dass der Leser gefesselt am Buch klebt.

Wissenschaftlichkeit heißt nicht, weniger streiten, sondern besser.

(S. 342)

Viele der Themen polarisieren. Das Thema “Videospiele und Gewalt” ist so ein Stichwort. Hier hat sicherlich jeder eine dedizierte Meinung zu. Auf der einen Seite wird e-Sport als Möglichkeit gezeigt, Videospiele auf Vereinsebene im sportlichen Wettkampf auszutragen, auf der anderen Seite sind die Vertreter, die Korrelationen zwischen Amokläufern und Egoshootern sehen. Leider ist die wissenschaftliche Datenlage für das eine Lage oder das andere Lager objektiv betrachtet nicht wirklich weit auseinander. Hier werden dann auch – wie im weiteren Verlauf des Werkes auch – studienverzerrende Methodiken vorgestellt: P-Hacking, Publication Bias, HARKing.

Sehr schön sind die Fangfragen zu Beginn von (fast) allen Kapiteln. Der Leser ist schnell geneigt, sich hier schon innerlich festzulegen. Mitunter kommt dann im weiteren wissenschaftlich unterfütterten Verlauf des Kapitels heraus, dass gegebenenfalls gar keine der in Aussicht gestellten Antworten auch nur ansatzweise richtig ist. Das kann dann zum Reflektieren der eigenen Auffassung führen. Und klar ist auch: Es besteht ein Hang zu klaren, einfachen Antworten. Leider ist die Welt und die Fragestellungen zu komplex, dass es hier immer einfache Lösungen gibt. Wer solche anbietet, führt leider meist in die Irre.

Mai Thi möchte in ihrem Werk ein Verständnis für das wissenschaftliche Handwerkszeug erzeugen, so dass der Leser in einer Diskussion oder einem Expertendialog im Fernsehen erkennen und einschätzen kann, in wie weit die dargelegten Informationen wohl richtig sind. Dass der wissenschaftliche Konsens keine Abstimmung ist und dass bei einer Konsens-Studie keine Prozentzahl genannt werden kann, sollte dem Leser nach Durcharbeite des Werkes einleuchten. Auch dass ein Konsens nicht in “Stein gemeißelt” ist, sondern bei neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen änderbar ist, sollte klar sein (das Paradebeispiel: Die Erde dreht sich um die Sonne). Es ist ihr ganz klar wichtig, dass der Leser wissenschaftliche Methodiken versteht bzw. einfordert, denn sonst sind wissenschaftliche Erkenntnisse wenig aussagekräftig. Auch das Verständnis für wissenschaftliche Fehlerkultur – also das Prinzip des Falsifizieren – ist essentiell und sollt bekannt sein.

“Wozu auf die Wissenschaft hören?”, hat sich so mancher während der Corona-Pandemie gefragt, die irren sich doch eh ständig. Dabei übersehen wir, dass der Unterschied zwischen jemandem, der immer recht hat, und jemandem, der oft irrt, oft nur darin liegt, dass Letzterer seinen Irrtum einsieht.

(S. 340)

Ein Wort noch zu den Anmerkungen: Ganze 23 Seiten fassen die Anmerkungen, die die Fußnoten des Buches aufnehmen und auf weiterführende Literatur oder zitierte Literatur verweisen. Ein beachtlicher Fundus, der für sehr weite Exkursionen reichen sollte.

Mai Thi beendet das Werk mit der Feststellung, dass 2020 für sie ein verrücktes Jahr war, u.a. weil sie Mutter wurde und so an die Zukunft ihrer Tochter und die menschheitlichen Herausforderungen bangend denkt. Mit ganz unwissenschaftlicher Herangehensweise, wie sie betont, weigert sich Mai Thi zu glauben, dass die Pandemie und die Klimakrise nicht gemeistert werden, weil die Menschen doch noch vernünftig sein können und von der Wissenschaft lernen. Ihre Tochter wird irgendwann dieses Buch zur Hand nehmen und ihre Mutter fragen, warum jene damals so seltsam war.

Möge die Tochter wirklich zu dieser Überzeugung kommen, Mai Thi und die Welt wäre sicher sehr glücklich.