Quo vadis Apple?

Zuletzt aktualisiert am 18. Februar 2021 durch kisser

iPhone Parade (4th and 6th generation)

Da schlug ich doch heute die HAZ auf und schaute nach dem iPhone-Artikel. Auf der Rückseite des Hauptteils (im Vermischten) fand ich ihn dann auch. Es war aber mitnichten einer jenen “riesige Schlangen, wahnsinnige Verkäufe” Artikel, auch wenn das ebenfalls kurz angerissen wurde. Nein, der Fokus lag mehr auf dem Thema, das viele, wahrscheinlich sehr viele Apple-Gläubige, Apple-Jünger, Switcher und jene, die einfach nur cool sein wollen, da man ja ein Apple-Produkt heute haben muss (wenn auch die allermeisten nicht einmal wissen, dass hinter den meisten Fassaden dieser iProducts ein monolithischer Mach-Kernel werkelt, der Unterbau Darwin heißt und dass das ganze ein waschechtes UNIX ist, das mitunter schon mehr als 40 Jahr auf dem Buckel hat, was man dann nicht wirklich als taufrisch bezeichnen kann), nie wirklich andenken.

Es ging vielmer um das Thema Arbeitsbedingungen bei Foxconn und den vielen anderen chinesischen Zulieferern. Klar Apple hat ein “Code of conduct”, will sagen: Nur mit Zuliefern, die Mindeststandards einhalten in Bezug auf Entlohnung, Arbeitssicherheit, Arbeitszeit, etc. ist Apple gewillt zusammenzuarbeiten. Leider sieht die Realität sehr deutliche anders aus. Wem sind die Nachrichten der Suizide bei Foxconn nicht noch im Ohr, als sich verzweifelte Arbeiter vom Dach der Fabrikhalle stürzten. Das ist tragisch und somit klebt symbolhaft an jedem iPhone chinesisches Arbeiterblut. “Deadly dust” – tödlicher Staub. Eine Umschreibung für Gold bei Karl May.

Doch zurück zu Apple. Die Fertigungskosten sind, am Verkaufspreis eines iPhones gemessen, relativ gering. Es geht von wenigen Dollar bis ca. 25 Dollar. Ein Unternehmen, das das reichste der Welt ist, dessen Barreserven die Eurokrise mit einem Schlag mehr als nur etwas mildern könnten, sollte, was den sozialen Umgang angeht, eigentlich mehr bieten. Die Thematiken des Umgangs von Apple und dessen Firmenleitung zu Mitarbeiten, Konkurrenten und Kunden sind hinlänglich bekannte. Als Quelle dienen zahlreiche Veröffentlichungen (iGod, die offizielle Jobs Biographie oder die von Blumenthal, Inside Apple – die Liste ließe sich noch rech lange weiterführen).

Auch wenn mancher Kolumnist das nächste Große Ding von Apple sucht (etwa Alexander von Below die iCamera, andere das iCar oder das legendäre iTV), so ist ein ganz einfaches “One more thing” für Apple zwar monetär aufwending, doch der Reputationsgewinn scheint immens.

Ein kurzer Rückblick auf die “Think different” Kampagne:

Here‘s to the crazy ones.
The misfits.
The rebels.
The troublemakers.

The round pegs in the square holes.
The ones who see things differently.
They‘re not fond of rules.
And they have no respect for the status quo.
You can quote them, disagree with them, glorify or vilify them.
About the only thing you can‘t do is ignore them.
Because they change things.
They push the human race forward.
And while some may see them as the crazy ones,
We see genius.
Because the people who are crazy enough to think
they can change the world,
Are the ones who do.

Und etwas neueren Datums:

“Steve Jobs war einer der größten amerikanischen Innovatoren – mutig genug, um anders zu denken, verwegen genug, um zu glauben, er könne die Welt verändern, und talentiert genug, es tatsächlich zu tun.” So steht das Barack Obama Zitat plakativ auf der Rückseite der seitenstarken Biographie von Steven Paul Jobs, die es aus dem Stand auf Platz 1 der Amazon-Buchliste geschafft hat.

Apple war und ist ein Unternehmen, das auch immer der amerikanischen Politik, in erster Linie der der Demokraten (Eine unbequeme Wahrheit), nahestand, wenn das auch nicht unbedingt öffentlich gelebt wird.

Somit wäre ein wahrlich “One big more thing”, wenn sich Apple seiner nationalen Rolle bewußt würde, seinen “Code of conduct” wirklich leben würde und die schönen, von vielen fast als goldenes Kalb angebeteten iGadgets endlich wieder in den USA fertigen würde, zusammen mit Barack Obama ein konjunkturförderndes Signal geben würde (und diesem nebenbei zu seiner 2. und letzten Amtszeit verhelfen würde).

Wie sagte Obama noch: “Steve Jobs war einer der größten amerikanischen Innovatoren – mutig genug, um anders zu denken, verwegen genug, um zu glauben, er könne die Welt verändern, und talentiert genug, es tatsächlich zu tun.”

Da Mr. Jobs nicht mehr unter den Lebenden weilt, setzen wir anstelle seines Namens sein Baby (das, wir wissen es, noch von 2 weiteren Mitstreitern gegründet wurde) ein – und schon paßt es.

Apple würde schlagartig von vielen Amerikanern (die den Demokraten gesonnen sind) Sympathie bekommen. Und selbst die politischen Gegner hätten keine Argumente nationaler Art mehr in der Hand. Greenpeace hätte Tränen in den Augen (wenn nicht, so wollen wir nicht hoffen, abermals billige, gesundheitsgefährdende Chemikalien aus dem iPhone 5 diffundieren).

Zum Abschluß wäre Apple erwachsen geworden und hätte sich von seinem Übervater, dem iGod, gelöst. Die viel beschworene normative Kraft des Faktischen würde aus der Lifestyle Company mit schmutziger Weste, ein Idealbild eines amerikanischen Unternehmens machen, dem neue Käuferschichten nur so zufliegen würden. Und nebenbei bemerkt, würde sich Barack Obama mit einer sicherlich nicht zu verachtenden Steuererleichterung für Apple bedanken, so er die Wahlen gewonnen hätte.

Es muß nicht immer ein iGadget als “one more thing” sein. Immaterielle Werte und Normen sind mitunter doch mehr wert als Industrieschrott, den nun einmal auch die Firma aus 1 Infinity Loop, Cupertino herstellt.

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